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Der Unterschied

Ein Samstagabend – Heute steht zum ersten Mal seid wir vom Krankenhaus zuhause sind ein Mädelsabend an und ich bin schon wieder viel zu spät dran. Meine Gedanken kreisen sich noch um „Soll ich mir das wirklich jetzt antun“ und „Vielleicht hilft es mir ja und lenkt mich ab

Nach zwei gesunden Kindern, war die ganze Krankengeschichte mit Noah wieder etwas komplett Neues. Wir mussten uns neuen Herausforderungen und Ängsten stellen. Denn eigentlich sieht man die Dinge ja ab dem zweiten Kind nicht mehr allzu eng. Aber ich muss ehrlich sagen, die Situation hat mich verändert.
Als Mensch – als Mama – als Ehefrau ..

Ich bin definitiv nicht mehr dieselbe Person, die ich vor Noahs Geburt war. Nach außen hin haben mich die meisten Menschen in meinem Umfeld als „stark“ wahrgenommen und bezeichnet. Das war wirklich einer der meisten Sätze die mir geschrieben und gesagt wurden „Du bist so stark“

Aber stimmt das wirklich? Was ist Stärke?

Ich hatte oft Phasen wo ich zu heulen anfing, extrem wütend wurde, als mir jemand sowas gesagt hat.

Viele Leute sehen nicht wirklich was dahinter steckt.
Man sieht immer nur das, was die Person einen sehen lässt, denn es ist natürlich logisch, dass ich nicht heulend und komplett fertig draußen rum gelaufen bin.
(Im Krankenhaus bin ich wirklich noch so rumgelaufen, aber da hat mich keiner gekannt und da habe ich mich auch wirklich abgekapselt.)

Ab dem Zeitpunkt wo wir dann zuhause waren, musste ich mich schon alleine wegen Luca und Jona zusammenreißen. Da war ich noch optimistisch, dass ab da an alles „besser“ werden wird.

Für mich hat der innerliche Kampf erst begonnen.
Ich musste irgendwie lernen mit meinen neuen Gefühlen und Ängsten umzugehen. In der ersten Zeit hab ich es fast nicht ausgehalten wenn wir bei Verwandten – bei Freunden oder in der Öffentlichkeit unterwegs waren.
Warum?
– Weil die Leute jeden noch so kleinen Fortschritt von Noah so extrem hochgepriesen haben. Ich hab mich einfach nicht wohlgefühlt. Manche Gesprächsthemen haben mich sogar verletzt.

Was nämlich keiner sah:

Das ich monatelang fast stündlich in der Nacht aufwachte (auch oft heute noch) um zu kontrollieren ob Noah noch atmete
Das Warten darauf ob er von selbst Stuhl in der Windel hat und dann doch immer und immer wieder ein Darmrohr legen mussten
Die ständige Angst beim wiegen ob er genug zugenommen hat und hoffentlich nicht abnimmt
Die Angst das Jona oder Luca vom Kindergarten oder Schule irgendwelche Kinderkrankheiten mit nachhause nehmen könnten bei Noah seinem schwachem Immunsystem, uvm …

Es gab eine Zeit, da war ich wie ein ferngesteuerter Roboter – und so habe ich mich auch gefühlt. Nachdem ich mir eingesteht habe, dass ich das alleine nicht schaffe, hab ich mir dann einen Psychologen gesucht und eine Therapie angefangen.

Auch heute gibt es noch schlechte Tage und es wird sicher noch ein langer Weg bis sich alles halbwegs beruhigt hat, begleiten wird es mich für immer, aber ich kann lernen wie ich damit am Besten umgehe.

Fazit:

Solche Erlebnisse prägen einen Menschen, ich selbst bin noch mitten im Verarbeitungsprozess und keiner kann sagen wie lange dieser noch dauern wird.
Aber es ist wichtig das man sich irgendjemanden öffnet, alleine schafft man sowas fast nicht!

Ich finde nämlich, wahre Stärke ist sich einzugestehen, dass man jetzt gerade eben nicht stark ist!

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1 Kommentar

  1. Mona says:

    hallo 🙂
    immer wieder schau ich hier vorbei und lies gern deine beiträge. dieser hier hat mich sehr berührt! man kann sich als außenstehende wahrscheinlich gar nicht vorstellen, was das für dich bedeutet hat, dass dein kind so zu kämpfen hat. ich finde es großartig, wie offen du hier berichtest, auch davon, dass du dir hilfe gesucht hast.
    wir alle sollten viel öfter um hilfe bitten! ich glaube, dass gerade junge mütter oft denken, sie müssten alles alleine schaffen und alles muss perfekt laufen – dem ist nicht so. und wer hilfe braucht, sollte sie sich auch suchen dürfen 🙂
    niemand muss die schwierigkeiten des lebens oder des elternseins allein tragen, therapie ist eine gute möglichkeit, wieder ins gleichgewicht zu finden <3
    alles liebe!

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